An die Klöpplerinnen (2020)

Die Arbeit „An die Klöpplerinnen“ verweist auf das Verhältnis zwischen der Klöppelhändlerin Anna Kristina Iwersen und ihren heute namentlich nicht bekannten Handwerkerinnen, den herstellenden Klöpplerinnen.

Die Klöpplerinnen waren als Subunternehmer für die Klöppelhändlerin Frau Iwersen tätig. Nachdem die Klöpplerinnen von Frau Iwersen ausgesucht wurden, wurden die Klöpplerinnen angelernt, die Muster zu klöppeln. Die Klöpplerinnen erhielten die Aufträge von Frau Iwersen. Sie erhielten den Klöppelbrief, die Mustervorlage zum Klöppeln, die von Frau Iwersen zeichnerisch entworfen wurde. Nach der Vorlage des Klöppelbriefs klöppelten die Klöpplerinnen die Klöppelware und setzen die gestalterischen Ideen der Frau Iwersen um und gaben diesen eine Form. Anschließend wurden die Arbeiten der Klöpplerinnen durch Frau Iwersen abgekauft, soweit sie im Rahmen einer Qualitätskontrolle für gut erachtet wurden. Die Klöpplerinnen waren – wahrscheinlich – ausschließlich Frauen. Im Jahr 1836/37 klöppeltet 359 Klöpplerinnen für Anna Kristine Iwersen.

Der Titel beleuchtet die Wortbedeutung des Klöppelbriefs, der die Mustervorlage zum Klöppeln darstellte. Er wurde von Frau Iwersen entworfen, künstlerisch gestaltet, mathematisch konstruiert und von ihr an die Klöpplerinnen weitergegeben.

Die skulpturale Form der Prägedrucke thematisiert die Anonymität der Klöpplerinnen: Erst durch ihre handwerklichen Fähigkeiten wurden die Formideen der Frau Iwersen umgesetzt. Zudem repräsentieren die Prägedrucke einen Ausschnitt derjenigen von unbekannten Klöpplerinnen umgesetzten Klöppelmustern, die von Anna Kristine Iwersen erfunden wurden und sich heute u.a. im Museumsberg in Flensburg befinden. Die Prägedrucke zeigen subjektive Zitate oder Vergrößerungen von Verkreuzungen, Verknüpfungen oder Verschlingungen. Sie sind ein poetischer Kommentar aus zeitgenössischer Perspektive zu den gestalterischen Fähigkeiten der Frau Iwersen und den handwerklichen Fähigkeiten der Klöpplerinnen. Die Prägedrucke stellen zudem ein haptisches Archiv der skulpturalen Spitzen-Muster der Frau Iwersen dar und verweist auf die Anonymität der formgebenden Handwerkerinnen hinter ihren Mustern.